Sandersleben (Anhalt)
Geschichte
Dem Ortsnamen nach entstand Sandersleben im Zuge eines Vorstoßes der Angeln und Warnen im 4. Jahrhundert, zunächst als Einzelgehöft, vermutlich ein Herrenhof. Daneben weisen zahlreiche Bodenfunde auf eine ununterbrochene Besiedlung des Sanderslebener Wippertales seit der Jungsteinzeit hin.
Die sich in der Folgezeit zum mittelalterlichen Dorf entwickelnde Siedlung wurde erstmalige 1046 in einer Urkunde König Heinrich III. unter wettinischer Hoheit genannt. Erst verhältnismäßig spät, nämlich 1293, verweist eine Urkunde auf die Existenz einer Kirche zu Sandersieben.
Stadtrechte besitzt Sandersleben vermutlich schon seit Anfang des 14. Jahrhunderts, was sich aber erst für 1340 urkundlich beweisen läßt. Bürgermeister und Rat sind 1386 verbürgt. Das älteste Stadtsiegel, woraus später das Stadtwappen hervorging, stammt vom selben Jahre.
Im 14. und 15 Jahrhundert erlebte die mit Stadtmauern und Toren befestigte Stadt am Eingang des Mansfelder Bergreviers eine wirtschaftliche Blütezeit. Bereits 1438 wurde Kupferbergbau in der Nähe von Sandersleben bezeugt, der im 17. und 18. Jahrhundert in größerem Umfang betrieben wurde.
Sandersleben selbst war über Jahrhunderte eine Ackerbürgerstadt. Weil Handwerk, Handel und Gewerbe zur Existenzsicherung seiner Einwohner nicht ausreichten, betrieben diese auch Landwirtschaft und Bierbrauerei.
Schon 1416 erhielt die Stadt mit dem Hospital seine erste soziale Einrichtung für Arme und Kranke.
Die seit 1693 stetig gewachsene jüdische Gemeinde zu Sandersleben, die bald über eine eigene Synagoge, Schule und Friedhof verfügte, erreichte 1794 einen Bevölkerungsanteil von mehr als 10 %. An der wirtschaftlichen Blüte Sanderslebens, damals als bedeutender Handelsplatz im Volksmund auch „KleinLeipzig" genannt, hatten die Juden wesentlichen Anteil.
Die 1829/30 mit herzoglicher Hilfe errichtete neue Synagoge in Sandersieben wurde 1938 von den Nationalsozialisten zerstört. 1939 existierte die jüdische Gemeinde nicht mehr.
Mit dem Bau der Zuckerfabrik 1850 und der Ludwigshütte 1861/62 setzte die Industrialisierung ein. Zusätzlich boten die Kupferschächte und die herzogliche Domäne mit Vorwerk Roda Lohn und Brot. 1852 förderte die Grube Wilhelm-Felixzeche Braunkohle aus einer Tiefe von etwa 25 Metern.
Mit der Fertigstellung der Eisenbahnstrecken Halle - Halberstadt (1871/72) und Güsten - Sangerhausen (1879) wurde Sandersleben zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt.
1895 wurde eine katholische Kirchengemeinde gegründet, die sich 1897 eine eigene Kirche und Schule erbaute. Es folgten 1919/20 der Bau des Kinderheimes, 1930 die Gründung der Espenhahn-Stiftung, 1945 Bodenreform 604 ha Land wurden an 132 Bauern verteilt, 1949 Gründung der Sportgemeinschaft Traktor und des Landambulatoriums,1952 Gründung der LPG, 1954 Einweihung des neuen Sportplatzes zwischen Bahnhof und Wipper, 1956 Eröffnung des Konsum-Betriebes - der späteren Großhandelsgeselischaft (GHG), 1969 entstand der Landtechnische Anlagenbau (LTA; ehemals MAS), 1976 Gründung eines neuen Kreisbetriebes für Landtechnik in Sandersieben. Der wirtschaftliche Umbruch nach 1990 kostete auch in Sandersleben/Anhalt viele Arbeitsplätze. Man denke nur an die Schließung der Ludwigshütte, der GHG, des LTA usw.. Als Folge davon verließen viele, besonders junge Leute, die Stadt, um in der Fremde ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wodurch die Einwohnerzahl deutlich zurückging.
Zählte Sandersleben 1986 noch 2960 Einwohner, so sind es heute nur noch 2400.
Obwohl die Anzahl der Gewerbebetriebe inzwischen auf ca. 100 angestiegen ist, bleibt die Arbeitslosenquote hoch. Andererseits sind die Bemühungen nicht zu übersehen, das Leben in unserer Stadt zu verbessern. Immer mehr Häuser erhalten ein neues Dach und so manche unschöne Hausfassade einen freundlichen Anstrich.
Die Espenhahn-Stiftung erhielt ein neues, modernes Haus. Über den völlig erneuerten Sportplatz freuen sich nicht nur die Sportler.
Die 1995 zu neuem Leben erweckte „Sanderslebener Zeitung" gewinnt als Kommunal- und Heimatblatt zunehmend an Popularität.
(gekürzt nach einem Text von Peter Puschendorf)
Die gesamte Chronik steht als Textdatei (pdf 31kB) bereit.